Du stellst dir das Internet vielleicht als unbegrenzte Online-Welt ohne Grenzen vor – aber das ist nicht wahr. Das Netz ist eng mit der realen Welt verknüpft. Daher hängt das Risiko, ein Opfer von Cyberkriminaliltät zu werden, von dem Land ab in dem du lebst.
Ilma Vienazindyte
Jun 02, 2020 · 3 Min. Lesezeit
Vor über einem Jahr haben wir unsere User über ihre Erfahrungen mit Online Sicherheit befragt. Jeder Fünfte antwortete, dass er oder sie schon einmal Opfer von Cyberkriminalität geworden sind. Diese Zahl war viel höher als wir erwartet hatten.
Andere Antworten haben uns sogar noch mehr überrascht.
Schauen wir uns die USA an. Eine wirtschaftliche Großmacht, deren Markenzeichen die kontinuierliche Innovation ist. Sie hat einen ausgezeichneten Global Cybersecurity Index (Rang 2 weltweit). Aber die Rate derer, die schon Opfer wurden, ist höher als der Durchschnitt. Jeder Vierte gab hier an, schon mindestens einmal der Cyberkriminalität zum Opfer gefallen zu sein.
Länder mit einer ähnlich einkommensstarken Wirtschaft wie Italien, Spanien oder die Schweiz hatten 2- bis 3-fach niedrigere Raten von Cyberkriminalität als die USA. Irgendetwas Wichtiges fehlte uns. Also haben wir noch genauer hingeschaut.
Wir haben uns mit Statista, dem weltweit führenden Anbieter von Business Daten, zusammengetan. Statista hat Daten aus 50 Ländern gesammelt, die gemeinsam 70% der Weltbevölkerung ausmachen. Wir haben die potenziellen positiven oder negativen Auswirkungen der Daten auf das Cyber Risiko ausgewertet und die Korrelation zwischen den ersten drei Datensätzen (sozialwirtschaftlich, digital, cyber) und dem vierten (Kriminalität) berechnet.
Anschließend haben wir alles auf die 14 wichtigsten Faktoren getrimmt und daraus den Cyber Risk Index erstellt. (Falls du an einer detaillierteren Beschreibung des Prozesses interessiert bist, kannst du den ganzen CRI Report lesen. Hier findest du das kostenlose PDF).
Wir haben den 50 analysierten Ländern Rankings gegeben und herausgefunden, dass entwickelte Länder, besonders in Nordeuropa und Nordamerika, in der höchsten Cyber Risiko Stufe vertreten sind. Der Index hat unsere anfänglichen Ergebnisse aus der Nutzerumfrage bestätigt.
Das Netz bietet viele wundervolle Möglichkeiten – deswegen sind wir hier. Es ist aber auch voll von Spinnen, die nur auf günstige Gelegenheiten warten, um zuzuschlagen. Je mehr Zeit man im Internet verbringt, desto größer ist die Chance, dass man auch mal einem Cyberkriminellen begegnet.
Daher werden Einwohner von entwickelten Ländern mit einer größeren Wahrscheinlichkeit Opfer von Cyberkriminalität. Entwickelte Länder haben besseren Internetzugang und höhere Einkommen, was zu mehr Smartphones und einer verstärkten Nutzung von Online-Services führt.
Höhere Einkommen bedeuten gleichzeitig, dass Einwohner von entwickelten Ländern die lohnenswerteren Ziele sind. Spinnen sind opportunistisch – sie spinnen ihr Netz dort, wo die fettesten Fliegen fliegen (und in dieser Metapher bist du die Fliege, sorry!).
Schauen wir zum Beispiel auf Indien. Es ist das einzige Land mit einer sehr niedrigen Cyber Risk Wertung. Um den Report zu zitieren:
In Indien:
Wenn wir also zufällig eine Person aus der Gesamtbevölkerung Indiens auswählen würden, wäre die Wahrscheinlichkeit groß, dass diese Person wenig oder gar keine Zeit online verbringt, einen Niedriglohn Job hat, und daher vor Cyber Risiken geschützt ist. Wenn wir unsere Auswahl aber auf Inder beschränken, die online super aktiv sind, sähe die ganze Sache schon sehr anders aus.
Inder die das Internet benutzen:
Wir haben uns dieses Zitat von Andrejs Dunkels zu Herzen genommen. Rohdaten haben Einschränkungen. Ohne Vorsicht, Ehrlichkeit und Genauigkeit können sie leicht missbraucht werden.
Je homogener ein Land oder eine Region ist, desto akkurater ist der Cyber Risk Index, so glauben wir. In Ländern mit riesigen Einkommensungleichheiten, niedriger Urbanisierung oder niedriger Internetnutzung spiegelt der Index nur landesweite Statistiken und Durchschnitte wider.
Wenn wir dein Interesse geweckt haben, schau dir den ganzen Report an.